Laufen war einer der größten evolutionären Vorteile, die zur Entwicklung des Homo sapiens sapiens beigetragen haben. Wie kann es da sein, dass so viele Menschen Probleme beim Laufen haben und unter Schmerzen und Verletzungen leiden? Mehrere Forscher an der Harvard Medical School, allen voran Irene Davis Professorin für Physikalische und Rehabilitative Medizin haben sich dieser Frage gestellt und mit einem anderen Blickwinkel nach einer Lösung gesucht: Sie haben Läufer untersucht, die noch nie verletzt waren.
In der Harvard Gazette wurde nun über die resultierende Studie berichtet. Für diese wurden 249 weibliche Freizeitsportler untersucht, deren Laufumfang bei mindestens 20 Meilen pro Woche (32,2km) lag. Ausgewählt wurden nur Fersenläufer*, da dieser Laufstil am stärksten verbreitet ist und besonders häufig mit Laufverletzungen in Verbindung gebracht wird.
Die Läufer wurden vermessen und mussten u.a. über eine Kraftmessplatte laufen. In den folgenden zwei Jahren wurden die Läufer monatlich über Online-Fragebogen befragt. Die Forscher suchten anschließend aus den Läufern zwei Extreme heraus: Diejenigen, die noch nie eine Laufverletzung hatten, und diejenigen, die sich während der zwei Jahre so schwer verletzen, dass sie ärztliche Hilfe benötigten. Die biomechanischen Werte der Gruppen wurden gegenübergestellt, um nach Unterschieden zu suchen, die für die Laufverletzungen verantwortlich sein könnten und fanden diese auch.
Die unverletzten Läufer wiesen den „sanftesten“ Aufprall beim Laufen auf, während der Aufprall bei den verletzten Läufern am härtesten war. Wichtig war hierbei, dass die Plötzlichkeit des Aufpralls einen Unterschied machte; die darauf folgende Kraftentwicklung hatte keinen Einfluss auf das Verletzungsrisiko. Das Gewicht hingegen spielte keine signifikante Rolle.
Laut Davis ließe sich dieser verletzungsarme Laufstil leicht erkennen: Fließend und geräuscharm! Dem gegenüber ständen „Stampfer“, deren Laufstil nicht nur abgehacktere Bewegungen, sondern auch eine deutliche Geräuschentwicklung mit sich bringen würden. Daher rät Professor Davis stärker auf die Ohren zu achten, denn „wer lauter läuft, tritt härter auf.“
Ich für meinen Teil freue mich über meine Dämpfungsschuhe und werde einmal wieder an meiner Laufökonomie arbeiten; das ist schwer, bringt aber viel.
*) Die Beschränkung auf Fersenläufer ist tatsächlich mein stärkster Kritikpunkt an der Studie, auch wenn es nicht unwahrscheinlich ist, dass die Ergebnisse für Mittelfuß- und Vorderfußläufer gilt.