Spektakulärer kann man einen neuen Laufschuh wohl kaum vorstellen… Gestern enthüllte Mizuno bei einem gut geplanten Event seine „Hamburg-Edition“ des Mizuno Wave Rider 20. Allerdings versuchte höhere Gewalt systematisch die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und bot Hagel bei der Anreise sowie eine Havarie in 20° Schräglage bei eine Elbfahrt mit dem Grossen Michel mit anschließender Evakuierung auf. Aller Ablenkung zum Trotz verdienen der Mizuno Wave Rider 20, der zur Winter-Saison 2016/2017 aufgelegt wurde, und die „Hamburg-Edition“ des Mizuno Wave Rider 20, der seit dem 02.03.2017 in den Handel gekommen ist, volle Aufmerksamkeit. Da ich den Mizuno Wave Rider 20 nun schon auf einigen Kilometern laufen konnte, scheint mir nun der Zeitpunkt richtig, meinen Testbericht endlich zu veröffentlichen.
Und ich kann es nicht verheimlichen: Ich habe mich ein wenig in Mizunos populärste Laufschuhserie verliebt, denn mehrere dieser Modelle haben mich schon bei zahlreichen Wettkämpfen und bei unzähligen Trainingsstunden begleitet. Passend, denn auch die 20. Auflage des leichtgewichtigen Allrounders zielt primär auf Fersenläufer mit Neutralfußstellung im Training ab – ambitionierten Läufern wird er vielleicht in Wettkampfszenarien etwas zu schwer sein.
Testzeitraum | 7 Wochen |
Testdistanz | 460 km* |
Testgelände | Straße Wald Tartan Trail (feucht) |
Tester | Männlich 78 kg Normalfuß neutral-pronierend Fersenläufer |
* etwas verkürzt, da bereits umfangreiche Erfahrungen mit dem Mizuno Wave Rider 18 und Mizuno Wave Rider 19 vorhanden sind.
Zielgruppe des Mizuno Wave Rider 20
Kategorie | Lightweight Trainer |
Fußstellung | neutral |
Körpergewicht | leicht mittel schwer |
Fußtyp | Normalfuß Senkfuß |
Untergrund | Straße |
Anwendungsbereich | Training Wettkampf** |
Gewicht | ~270 gr (M, 42.5 EU) |
Sprengung | 12 mm |
** Gewicht zu hoch für klassischen Wettkampfschuh
Aufbau des Mizuno Wave Rider 20
Laufsohle
Bei der Laufsohle (also der untersten Schicht) dieses neutralen Laufschuhs ändert Mizuno das Design gegenüber des Vorgängers, bleibt aber dem Material treu. Wohl auch, weil die bisherigen Laufsohle schon für eine hohe Flexibilität und besondere Griffigkeit des Schuhs sorgte, setzt Mizuno beim Wave Rider 20 erneut auf X10: Ein Carbon-Gummigemisch, das durch Leichtigkeit, Flexibilität und Widerstandsfähigkeit besticht. Schon bei den Vorgängern zeichnet sich die Laufsohle durch gute Traktion aus, doch für den neuen Wave Rider wurden die Pads umgestaltet: Statt vieler kleiner kommen nun großflächigere Pads zum Einsatz, die an der Innen- bzw. Außenkante durchgängiger sind. Im neuen Design erhöht sich so die Griffigkeit der Laufsohle gegenüber dem Vorgänger sogar noch weiter. Auf Straße, Tartan, feuchtem Beton und Kopfsteinpflaster, Waldweg oder Kies bleiben keine Wünsche offen. Bei Matsch oder Trails spürt man allerdings, dass der Schuh nur wenig Profil aufweist – der Grip reicht dann nicht mehr aus.
Bei den Vorgängermodellen Mizuno Wave Rider 18 und 19 hielt die Sohle übrigens erstaunlich lange: Auch nach 1.100 km respektive 1.000 km, als ich die Schuhe aussortierte, hatten beide noch einen sehr guten Grip!
Zwischensohle
Auch beim Wave Rider 20 verzichtet Mizuno auf den klassischen EVA-Schaum und spart so über 30% Gewicht gegenüber des früher von Mizuno verwendeten AP+. Für die Zwischensohle kommt primär U4ic (ausgesprochen „euphoric“) zum Einsatz. Jedoch schließt die U4ic-Mittelsohle, wie beim Wave Rider 19 eingeführt, nach oben hin mit einer dünne Schicht des neusten Dämpfungsschaums von Mizuno U4icX ab. Zudem wird U4icX im kompletten Rückfußbereich unterhalb der Wave-Platte eingesetzt. U4icX erhöht den Laufkomfort und zeichnet sich durch eine höhere Rückstellfähigkeit aus. Durch die neuen Materialien bietet die Zwischensohle, trotz des geringeren Gewichts, den gleichen hohen Komfort, außergewöhnliche Haltbarkeit und exzellente Stoßdämpfung beim Aufprall.
Die größte technologische Weiterentwicklung verbirgt sich jedoch in der Mittelsohle! Denn die namensgebende Mizuno Wave (eine Mizuno-exklusive Technologie), eine Welle aus thermoelastischem Kunststoff, die von der Ferse bis zum Mittelfuß verläuft und schon in der Vergangenheit für besonders progressive Dämpfung und Stabilität sorgte, wurde komplett neu konstruiert. Passend zum Jahrestag entstand die neue Mizuno Cloud Wave mit sogenannter „Concave-Convex Wave Technologie“ (einer Abfolge konkaver und konvexer Elementen), die sogar noch außergewöhnliche Dämpfungs- und Rückstellungseigenschaften aufbietet. Die neukonstruierte Wave-Platte ist – im Vergleich zum Wave Rider 19 – an der Innenseite und auch im Hinterfußbereich eingekürzt worden; sie ist zudem weicher und flexibler geworden. 9% mehr Dämpfung verspricht Mizuno dank dieser Neukonstruktion. Auch weiterhin federt das Wave-Element – neben dem U4ic – den Aufprall zusätzlich ab, dabei nimmt es die Energie auf und gibt es beim Abtritt unterstützend ab. Trotzdem wird der Auftritt als Fersenläufer nicht schwammig.
Fersenläufer profitieren erneut von der sogenannte SmoothRide-Technologie. Dieses abgestimmte Zusammenspiel der Untersohlen- und Zwischensohlendämpfung führt nach dem Fersenaufsatz den Fuß in eine „natürliche Abrollbewegung“ über den Vorderfuß. In der Folge kommt es zu einer sehr leichten Pronations-Steuerung, auch wenn der Laufschuh selbst nicht über eine verbaute Über-/Unterpronationsstütze verfügt.
Gute 1.000 km konnte ich die Vorgängermodelle Mizuno Wave Rider 18 und 19 jeweils laufen, bis ich sie auf Grund der schlechter werdenden Dämpfung aussortiert musste. Da sich der Aufbau der Sohle eher gering gewandelt hat, erwarte ich auch vom Mizuno Wave Rider 20 eine ähnlich lange Haltbarkeit.
Obermaterial
Das AIRmesh, das als Obermaterial beim Mizuno Wave Rider 20 zum Einsatz kommt, ist nun dreilagig und teilweise grafisch hinterlegt, ansonsten gewohnt langlebig und atmungsaktiv. Damit wird ein optimales Fußklima ermöglicht; der Fuß bleibt auch nach Stunden noch kühl und trocken… solange es nicht regnet, denn wasserabweisend ist es nicht (siehe hierzu weiter unten Mizuno Wave Rider 20 G-TX). Das Mesh sitzt bei mir gut und druckfrei am Fuß, ohne zu scheuern. Die Zehenbox ist noch etwas breiter geworden.
Die verstärkenden Elemente des Obermaterials sind erneut aus DynamotionFit gefertigt. Dies gibt dem Obermaterial an den benötigten Stellen eine gewisse Steifigkeit und Robustheit, so dass es den Bewegungen des Fußes folgen kann. Hierdurch geht etwas Flexibilität verloren, dafür verliert der Schuh seinen optimalen Sitz während des kompletten Bewegungsablaufs nicht. Die Zehenbox und eine Fersenkappe sind zusätzlich verstärkt.
Der OrthoLite Sockliner, den Mizuno im Inneren des Wave Rider 20 verwendet. sorgt für ein antibakterielles Klima und damit auch für eine Geruchshemmung.
Varianten de Mizuno Wave Rider 20
Der Mizuno Wave Rider 20 ist dieses Jahr in einer außergewöhnlich großen Farbauswahl verfügbar. Unter anderem:
- Für Herren: Blau (Nautical Blue/white/dress Blues), Orange (Clownfish/Black/Silver), Schwarz (Black/White/Dark Shadow), Weiß (White/black/green Gecko), Schwarz (Black/clownfish/silver)
- Für Frauen: Blau (Atomic Blue/White/Diva Pink), Rot (Lollipop/White/Clownfish), Schwarz (Black/White)
Zudem sind zahlreiche Sonderfarben erhältlich, beispielsweise den HASPA Marathon in Hamburg oder den Osaka Marathon.
Erstmals hat Mizuno auch ein wind- und wasserdichtes Wave Rider Modell herausgebracht: den Mizuno Wave Rider 20 G-TX, der auf Gore-Tex-Obermaterial setzt und 10 EUR Aufpreis kostet.
Vergleichbare Laufschuhe zum Mizuno Wave Rider 20
Vorgängermodell: Der Mizuno Wave Rider 19 ist fast genauso gut wie die neue Auflage, aber schon für unter 80 EUR zu haben.
Vergleichbare Laufschuhe vom gleichen Hersteller: Der Mizuno Wave Prophecy 6 bietet noch stärkere Dämpfung für Fersenläufer, kostet dafür aber auch noch ein paar Euro mehr und ist schwerer.
Vergleichbare Laufschuhe von anderer Hersteller: Der Brooks Ghost 9 setzt ebenfalls auf ähnlich starke Dämpfung im Fersenbereich und unterstützt die Abrollbewegung. Aber auch Nike Air Zoom Pegasus 33 und Saucony Ride 9 bietet viel Dämpfung und Komfort.
Fazit des Mizuno Wave Rider 20
Der Mizuno Wave Rider 20 ist keine Revolution aber eine konsequente Evolution. Das neuste Modell der erfolgreichen Laufschuhserie ist erneut ein Allrounder und Laufschuh für lange Distanzen geworden, der sich – bis auf das komplett überarbeitete Wave-Element – kaum vom Wave Rider 19 unterscheidet. Gerade dieses sorgt jedoch für noch bessere Dämpfungs- und Rückstellungseigenschaften. Wer aber Geld sparen möchte, kann tatsächlich noch einmal über den Vorgänger nachdenken.
Die Schuhe der Wave Rider Serie sind sicherlich nicht höchstentwickelsten Laufschuh von Mizuno, bieten aber ein grandioses Preis-Leistung-Verhältnis und obwohl Mizuno systematisch auf leichtgewichtige Materialen setzt, kommen Dämpfung, Sitz und Unterstützung nicht zu kurz. Das macht auch den Mizuno Wave Rider 20 zu einem ausgezeichneten Laufschuh, sowohl für Laufanfänger als auch erfahrene Langdistanzler. Auch wenn er insbesondere als Trainingsschuh konzipiert ist, wird er sicherlich auch bei zahlreichen Wettkämpfen zu sehen sein, auch wenn sein Gewicht dafür etwas hoch ist.
Die Vorgänger Mizuno Wave Rider 18 und 19 haben mich schon in den letzten zwei Jahren ausgiebig begleitet und gehörten zu meinen liebsten Trainingsschuhen, die mich auch auf langen Wettkämpfen unterstützt haben. Da überrascht es kaum, dass ich auch beim Wave Rider 20 zuschlagen musste.
Wer den Wave Rider noch nicht kennt, sollte der 20. Auflage einmal Beachtung schenken!