EMS (Elektromyostimulation) ist in Deutschland langsam aber stetig auf dem Vormarsch. Eine kleine 6-stellige Anzahl an Nutzern lässt sich schon heute verzeichnen. Die meisten trainieren in den bekannten Mikro-Trainingsstudios, an deren Ladenfronten man in Großstädten kaum vorbei kommt und deren Werbung Krafttraining und Shaping in Rekordzeit verspricht. Gerade 2x Training pro Woche für 20 min sollen reichen, um dieses Ziel zu erreichen. Das klingt effektiv und vor allem zeitsparend; selbst wenn das EMS-Training nicht ganz günstig ist.
diPulse Tech Wear 2.0
Auf der ISPO wurde nun diPulse Tech Wear 2.0 als Brandnew-Gewinner der Kategorie Wearable präsentiert: Smarte, ästhetische und moderne EMS-Kleidung, die ohne Aufklebeelektroden funktioniert und stattdessen metallfreie, trockene Karbon-Elektroden fest in die Kleidung integriert. Damit sitzen diese automatisch auf den richtigen Muskelgruppen; ein Trainer oder Physiotherapeut, der beim Anbringen hilft, ist nicht mehr nötig.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen EMS-Trainierende mit langen Kabeln an ein externes Pult angeschlossen werden mussten, von dem aus die Impulse reguliert und initiiert wurden. Beim diPulse Tech Wear 2.0 kommen die Spannungsimpulse von kleinen, leichten Muskelstimulationsmodulen mit integrierten Akkus. Diese werden einfach auf den Bereich aufgeklippt, der trainiert werden soll: obere Rückenmuskeln, Trizepsmuskeln, mittlere Rückenmuskeln, Gesäß, Kniesehnenmuskeln, Wadenmuskeln, Quadrizepsmuskeln, Bauchmuskeln, Bizepsmuskeln oder Schultermuskeln.
Genauso einfach lassen sich die Stimulationsmodule auch wieder entfernen. Ohne diese sind die textilen Wearables dann problemlos waschbar.
Die Auswahl des Programms und der Intensität erfolgt vom Smartphone aus, wobei die Verbindung über Bluetooth mit iOS und Android möglich ist. Diese neue Flexibilität macht unabhängig vom Trainingsstudio und erlaubt modernes und hocheffizientes Training daheim, aber auch outdoor!
Natürlich ist diPulse Tech Wear 2.0 vor allem für ambitionierte Athleten interessant, die ihren Trainingserfolg maximieren oder über ein Leistungsplateau hinauskommen wollen. Die smarten Wearables können zur Trainingsverstärkung, zum Warmup oder zur Regeneration zum Einsatz kommen. Bei ansonsten identischen äußeren Parametern (ohne dass Gewichte, Wattzahlen oder Geschwindigkeit beim Training erhöht werden müssen) wird das Training intensiver und es kommt zu verstärktem Muskelaufbau und mehr Kraft – ohne eine Erhöhung des Verletzungsrisikos.
Infobox: EMS oder doch NMES – was ist denn der Unterschied? Auch wenn der Begriff EMS (Elektromyostimulation, also elektrische Muskel-Stimulation) heute am geläufigsten ist, ist dieser wissenschaftlich falsch. Denn durch den elektrischen Impuls werden nicht die Muskeln stimuliert sondern die vorgeschalteten Motornerven. Daher ist hat sich parallel der Begriff NMES (neuromuskuläre elektrische Stimulation) etabliert, aber im Sprachgebrauch noch nicht durchsetzen können. Inhaltlich meinen beide Begriffe aber das gleiche Wirkprinzip. |
diPulse Tech Wear 2.0 liefert dank integrierter Sensorik ein Leistungsfeedback für den Athleten; da die Daten in Echtzeit übertragen werden, erlaubt es darüber hinaus sogar ein Live-Coaching mit schnellem Feedback. Dabei ist es für den Sportler nicht nur interessant zu sehen, wie sich die reine Leistungsfähigkeit entwickelt, sondern auch, wie sich die Muskelelastizität verbessert – und dass das Wearable auch die Regeneration erkennen kann.
Die zugehörige App bietet eine breite Vielfalt an spezifischen Trainingsprogrammen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse des Athleten. Im Dashboard lassen sich Fortschritt und Leistungssteigerungen gut verfolgen. Eine soziale Plattform lädt darüber hinaus zum Teilen der Aktivitäten und zur Teilnahme an Challenges ein.
Vorsicht, Spannung! Hintergrundcheck EMS
Im Jahre 1780 entdeckte Luigi Galvani bei Experimenten mit Froschschenkeln, dass er diese zucken lassen konnte, wenn er eine Eisen- und eine Kupfernadeln per Draht verband und damit in die toten Gliedmaßen piekste. Galvani verstand damals die Tragweite seiner Entdeckung noch nicht und glaubte eine „tierischen Elektrizität“ entdeckt zu haben. Erst Alessandro Volta entdeckte den Widerspruch in Galvanis Beobachtungen und Aufzeichnungen und erklärte, dass die Muskelkontraktionen durch die externe Spannung hervorgerufen wurden. Ganz nebenbei erfand er darüber hinaus um 1800 die erste chemische Batterie: die volta’ischen Säule, in der Kupfermünzen und Zinkplättchen gestapelt wurden, wobei diese durch in Salzwasser getränkte Lederstücke getrennt wurden.
Obwohl Galvani und Volta dem Wirkprinzip bereits auf der Spur waren, sollte es noch fast 200 Jahre dauern, bis EMS das Licht der Welt erblickte. Erst in den 70er Jahren wurde die Wirkung von Elektrostimulation auf den menschlichen Körper ernsthaft untersucht; die Hoffnung auf Leistungssteigerung im Spitzensport und orthopädische Rehabilitation waren die Triebfedern.
Beim EMS leiten am Muskel befestige Elektroden einen elektrischen Reiz an den Motornerv und erzeugen so eine Kontraktion der Muskelfasern. Diese Impulse wechseln sich mit kurzen Pausen zur Entspannung des Muskels ab. Diese Intervalle sollen natürliche Bewegungs- / Trainingsabläufe nachahmen. Unterschiedliche EMS-Reizfrequenzen erlauben dabei das Trainieren verschiedener Bereiche des Muskelfaserspektrums.
Mit den „Bauch-weg-Gürteln“ auf TENS-Basis (transkutane elektrische Nervenstimulation), die auf dem Teleshopping-Sender angepriesen werden, haben heutige EMS-Anzüge nur wenig gemein. EMS verspricht hocheffizientes Ganzkörpertraining und arbeitet hierfür u.a. mit anderen Frequenzen und erreicht tiefere Muskeln. Der Fokus liegt darauf, intensiveres und effektiveres Trainieren zu ermöglichen, denn in Kombination mit Bewegung und natürlicher Muskelanspannung wird EMS-Effekt verstärkt und es werden signifikant mehr Muskeln aufgebaut.
Zwar kann EMS keine Verbesserung der Ausdauer bieten… Doch dafür locken ein beschleunigter Muskelaufbau, eine Verbesserung der neuronalen Aktivierung der Muskulatur, sowie die gesteigerte Aktivität der oxidativen Enzyme.
Da der Artikel zu kurz ist, um detailliert auf die Wirkung von EMS und die Leistungssteigerungspotentiale einzugehen, empfehle ich für Interessierte diese akademische Auseinandersetzung mit 89 wissenschaftliche Studien: Sie analysiert die Wirkung von EMS auf untrainierte sowie trainierte Probanden und zeigt, dass EMS eine deutliche Verbesserung der muskulären Leistungsfähigkeit bietet. Insbesondere Schnellkraft lässt sich demnach mit EMS gut trainieren, da hier die schnellzuckenden Muskelfasern stimuliert werden, die sonst nur durch maximale Gewichte oder Geschwindigkeiten an der Belastungsgrenze trainierbar wären.