Wer bisher der Meinung war, dass man Wettkämpfe nur in High-End-Bekleidung gewinnen könne, der wurde von einem Underdog belehrt. Die Indigene María Lorena Ramírez (22) aus Puebla in Mexiko gewann den 50 km langen Ultra Trail Cerro Rojo auf Sandalen!
500 Läufer aus 12 verschiedenen Ländern starteten laut El Debate beim Bergmarathon in der Gemeinde Cerro Rojo im Bundesstaat Puebla. Doch die Überraschung war groß, als die junge María Lorena Ramírez nach 7:03 Stunden als Erste ins Ziel kam und das Preisgeld von 6000 Pesos (rund 287 Euro) einstrich. Ihr Bild auf dem Siegerpodest ging um die Welt, auch da sie weder Sportschuhe noch einen Laufgürtel mit Verpflegung oder Getränken verwendet hatte, sondern in einem T-Shirt, einem langen Rock und Sandalen aus dem Gummi recycelter Auto-Reifen (sogenannter Huarache) angetreten war.
In Interviews gab die junge Tarahumara-Indianerin an, dass sie in ihrem Beruf als Ziegen- und Viehtreiberin täglich 10-15 km zurücklegen würde. Eine komplett Unbekannte ist sie allerdings nicht, denn bereits letztes Jahr hatte sie Aufmerksamkeit erregt, als sie beim Caballo Blanco Ultramarathon in Chihuahua über die 100-km-Distanz Zweite wurde.
Tarahumara sind für extreme Langstreckenläufe durch Wüsten und über Bergpässe bekannt. Christopher McDougall geht in seinem Buch „Born to Run“ der Frage nach, woher diese außergewöhnlichen Fähigkeit stammt und findet diese in der Geschichte der Tarahumara, bei denen Laufen sogar in die religiösen Praktiken eingeflossen ist. Das indigene Volk flüchteten im 16. Jahrhundert, als die spanischen Eroberern nach Mexiko kamen, in die Canyons der Sierra Madre und gründeten dort Siedlungen, die viele Kilometer auseinanderlagen. Zum Handeln und zur Kontaktpflege mussten die Tarahumara daher große Distanzen überwinden und begannen, so wird es überliefert, diese zu rennen, um sie schneller zu bewältigen.