Urlaub einreichen. Aus der Firma nach Hause flitzen, um sich noch schnell um den Wasserrohrbruch zu kümmern. Mit dem Taxi (ich verrate nicht, welche Taxinummer das war) über rote Ampeln zum Flughafen heizen und ab nach Stuttgart. Carbo-Loading am Vorabend und früh ins Bett. Soviel Mühe gebe ich mir normalerweise nicht mal vor einem Halbmarathon.
Und warum das Ganze? Es ist O.U.T Festival in Stuttgart, noch bis Anfang Mai, und Salomon lockt mit Community Runs, Lauf-Workshops, Outdoor Days und Stäffele-Läufen (Treppenläufen – für Nicht-Schwaben).
Ich selbst bin für die Trail-Begehung am 8. April 2016 angereist, bei der die Strecke des 2. Skyrace in Lichtenstein erkundet wird, ein Trail-Halbmarathon durch die Schwäbische Alb mit 1050 Höhenmeter, Anfang Mai. Eine perfekte Vorbereitung für den Auftakt meiner Laufsaison.
Treffen vor Ort
Da ich aus Stuttgart anreiste, hatte ich einiges an Puffer eingeplant und traf schon um 13:30 Uhr ein. Perfekt, denn so hatte ich Zeit mich mit unserem Guide Marcus Baur und seinen Kollegen von Salomon noch etwas länger zu unterhalten und mich für einen Testschuh zu entscheiden.
Zugegeben, ich war nicht der Einzige, der sich das passende Schuhwerk ausleihen wollte. Praktischerweise habe ich eine Allerweltsschuhgröße, dank der ich die große Auswahl hatte und es gewann schlussendlich der Salomon Wings Pro 2.
Schnell füllte sich der Treffpunkt und trotz kurzfristiger Absagen einiger Gemeldeter (es gab wohl Bedenken einiger Teilnehmer wegen des Wetters) starten zehn Läufer mit einem sehr fitten Guide um kurz nach 14:00 Uhr in die Berge.
Der Trail mit Workshop auf der Strecke
Der heutige Trail diente der Vorbereitung auf den 2. Skyrace und so wurde der anspruchsvolleste Anteil des Trail-Halbmarathons abgelaufen, der etwa 70% des Kurses beinhaltet. Insgesamt kamen 15,2 Kilometer mit 730 Höhenmeter in 2:20 Stunden (inkl. der Pausen) zusammen.
Direkt von der Lichtensteinhalle ging es ab in die Berge, 120 Höhenmeter auf dem ersten Kilometer.
Perfektes Timing für die erste Lektion von Guide Marcus: Auch bei steilen Anstiegen solle man auf dem Vorderfuß landen, die Schrittfrequenz sollte dabei erhöht werden. Was im ersten Moment anstrengender klingt, macht die Anstiege leichter. Mit jedem Schritt musste ich nun weniger Höhe gutmachen. Außerdem lief ich stabiler, denn mein Vorderfuß glich die Unebenheiten besser aus als meine Ferse, die leicht wegknickte.
Auf den nächsten Kilometern ging es erst wieder bergab, um anschließende uns in Serpentinen wieder bergauf zu führen. Inzwischen waren alle Läufer gut warm. Aber die Anstrengung wird mit wunderbar klarer Bergluft honoriert, einer atemberaubenden Naturkulisse und einem unglaublichen Blick über die Stadt. Natürlich mussten diese aber immer wieder mit knackigen Anstiegen auf dem wurzel- und steinreichen Trial verdient werden. Super!
Zeit für die zweite Lektion: stärkerer Einsatz der Arme! Fast automatisch streckten wir die Arme weiter auseinander, um uns besser auszubalancieren. Und es half, besonders bei den schnellen Passagen den Berg hinab. Ein kleiner Nervenkitzel blieben die schmalen Wege mit den daneben tief abfallenden Flanken trotzdem.
Kleine Plateaus luden zwischenzeitig dazu ein, sich kurz Zeit zum Verschnaufen zu nehmen, um sich umzuschauen und die Wahnsinnsaussicht zu genießen.
Dritte und letzte Lektion: Find your Playline! Marcus war aufgefallen, dass einige von uns bergab Slalom liefen, um Wurzeln und Steinen auszuweichen. Er animiert uns, stärker mit solchen Hindernissen zu spielen, schließlich wären wir Trailrunner. Man solle sich eine Linie suchen und dieser spielerisch folgen. Was er damit meinte, demonstrierte Marcus auch direkt:
Zugegeben, unsere Versuche sahen noch nicht so entspannt aus, aber wir wurden ab diesem Zeitpunkt schneller… und zwar deutlich. Der Spaß war allen anzusehen.
Der letzte Abschnitt führte uns hoch zum Schloss Lichtenstein. Ein tolles Gefühl, sich diesen Anblick verdient zu haben und nicht mit dem Auto gekommen zu sein!
Ein paar Blicke durften wir wagen, aber Zeit für Müßiggang war nicht. Ein letzter Anstieg wartete auf uns, bevor es galt, die 300 Meter noch einmal flott ins Tal zurück zu rennen.
Insgesamt lag der Anteil an „Trail“ auf der Strecke bei etwa 85%, mit anspruchsvollem Terrain – angenehmerweise sehr trocken.
Eigene Erfahrung
Für einen nordischen Flachlandläufer eine ordentliche Herausforderung! Ich hatte mich – so dachte ich – ordentlich vorbereitet: Ausgiebige Steigungsläufe und dreieinhalb Wochen vorher noch den Konditionscheck mit 30km Trail Running in den Harburger Bergen, aber die Schwäbische Alb war eine größere Herausforderung. Auch oder gerade deswegen waren die Tipps von Marcus Gold wert und werden in den nächsten Wochen ausgiebig angewendet werden.
Ich habe gelernt, mich als chronischer Fersenläufer aktiv auf das Vorfußlaufen konzentrieren und so mehr Kontrolle zu behalten und Kräfte zu sparen.
Außerdem muss ich mir eingestehen, dass ich meinen eigenen Füßen noch nicht so richtig vertraue; letztes Jahr lief ich noch schneller und unbeschwerter den Berg hinab. Nun muss ich wieder Kilometer sammeln.
Verwendete Ausrüstung
- Trailschuh: Salomon Wings Pro 2
- Laufsocken: CEP Ultralight Run Kompressionssocken
- Laufhose: noname
- Laufshirt: Salomon in rot
- Laufjacke mit Windbreaker-Funktion
- Trinkrucksack: Salomon Agile 7
- Action Cam: SJCAM SJ5000+ (Nachbau der GoPro Hero3 Black)
Auf Trail-Stöcke wurde auf Grund der Geschwindigkeit und des guten Geländes verzichtet.
Urteil zum Testschuh
Der Salomon Wings Pro 2 wurde vom Design und der Performance vom S-LAB Schuh inspiriert und legt einen klaren Fokus auf Schutz und Stabilität. In der von mir gewählten Farb-Variante, strahlt der Schuh in sattem Blau.
Salomon-typisch ist die Verarbeitung sehr hochwertig. Auch beim Salomon Wings Pro 2 kommt wieder ein Quicklace-System aus Aramid-Faser zum Einsatz, mit dem ich schon in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Ist der Schuh geschnürt, verschwindet die Schnellschnürung in der Schnürsenkeltasche am oberen Ende der Schuhzunge.
Vergleichbar ist der Salomon Wings Pro 2 am ehesten mit dem La Sportiva Bushido. Ansonsten kommt er als leichterer, weniger steifer Bruder des Salomon XA Pro 3D Ultra daher. Trotzdem ist der Wings Pro 2 immer noch kein dynamischer Schuh für Bestzeiten, sondern ein Trailschuh für lange Anstiege, bei denen der Fuß gut geschützt wird.
Während im Vorderfußbereich die Dämpfung recht hart ausfällt, ist die Dämpfung ansonsten sehr ausgewogen. Die Sohle wirkt sicher und über den ganzen Lauf war nicht ein Stein unangenehm zu spüren. Das geht leider ein wenig zulasten des Bodenfeedbacks.
Die Traktion der Contagrip Außensohle war für das Gelände ideal.
Die Zehenbox fällt etwas schmal aus. Ein Trailschuh sollte zwar fest sitzen und nicht rutschen, aber in 42 ⅔ EU war der Wings Pro 2 aber doch einen Tick zu klein. Bei nächster Gelegenheit werde ich noch einmal mit einer 43 ⅓ EU laufen.
Fazit: Ein toller Trailschuh, der nicht für Bestzeiten konzipiert wurde, sondern für sichere Läufe und mit guter Traktion und Schutz für die Füße für richtig viel Spaß auf den Pisten sorgt.
Lust bekommen?
Wem es jetzt in den Beinen kribbelt, der hat Glück! Das O.U.T Festival hat gerade erst begonnen und während des ganzen Aprils gibt es noch zahlreiche Community Runs und Workshops! Das Abenteuer Trailrunning solltet ihr auch erfahren.
Danke an dieser Stelle noch an Ralph von trailgierig.com, der mir den GPS-Track zur Verfügung gestellt hat. Ich selbst hatte wohl nach einem Stopp den Pause-Knopf nicht ordentlich gedrückt.
Und Danke an Marcus Baur – unseren Guide von Salomon – für die großartige Trail-Begehung und die Bereitstellung weiterer Fotos!