Wer lange Läufe alleine absolviert oder auch mal aufs Laufband geht, der lernt Musik oder ein Hörbuch als Ablenkung schätzen. Doch kabelgebundene Kopfhörer stören und die meisten „normalen“ Bluetooth-Kopfhörer erweisen sich leider als ungeeignet, um mit dem Schweiß und der Bewegung zurechtzukommen. Die perfekte Gelegenheit, um einmal den neuen Urbanears Stadion unter die Lupe zu nehmen und ausgiebig zu testen, der perfekt auf Läufer zugeschnitten ist und sich anpassen soll „wie ein treuer Gymnastikanzug“.
Die wichtigsten Daten des Urbanears Stadion auf einen Blick
Wer lediglich die Rahmendaten des Urbanears Stadion braucht, der findet hier alle Infos kompakt zusammengefasst:
Typ | In-Ear-Kopfhörer, halboffen |
Kompatible Endgeräte | iOS, Android, Windows Bluetooth 4.0 |
Mikrophon intergiert | ja |
Maximaler Schalldruckpegel | 115 dB |
Total Harmonic Distortion | <2% bei 200 Hz und 100 dB Schalldruckpegel |
Batterie | Lithium-Ion, wiederaufladbar Bis zu 7 Std. Laufzeit – abhängig von Nutzung |
Testzeitraum | 7 Wochen |
Unboxing und Technik des Urbanears Stadion
Wenn es um Funktionalität und schlichte Formalität geht, dann hat sich Skandinavisches Design ein Ruf aufgebaut, der wohl keine Konkurrenz kennt. Daher wundert es auch kaum, dass Urbanears aus Schweden kommt: Schon in der Vergangenheit hatte die Firma mit den Kopfhörern Plattan 2 und Zinken sowie den Connected Multiroom-Systemen Stammen und Baggen (unbedingt mal Testhören!) gezeigt, wie man frisches Design mit gutem Klang kombiniert.
Der neue Urbanears Stadion, den ich nun fast zwei Monate getestet habe, richtig sich klar an Sportler; an Läufer im Besonderen. Das Design ist erst einmal eigenwillig, da es genau auf diesen Zweck optimiert wurde: Der Urbanears Stadion besteht aus einem starren „Nackenteil“ aus dessen Enden sich beidseitig ein flexibles, dehnbares Spiralkabel windet, das leichte Assoziationen zu Headsets von Security-Mitarbeitern weckt. Dieses Spiralkabel geht in einen Bügel über, an dessen Ende die Earbuds (Ohrstöpsel) angebracht sind. Die Zeiten baumelnder und sich verheddernder Kabel sind somit vorbei, da diese Spiralen sich automatisch wieder leicht zusammenziehen.
Urbanears setzt beim Stadion auf halboffene In-Ear-Ohrstöpsel, der Kopfhörer wird also nicht dadurch gehalten, dass die Earbuds vollständig in den Gehörgang eingeführt werden. Stattdessen werden die Bügel oben über die Ohren geführt. Die weichen Kabelspiralen, die sich dem Kopf anpassen und den Urbanears Stadion „auf Spannung halten“, ziehen daher nicht direkt an den Earbuds sondern an den Bügeln. Die Weichgummi-Earbuds, in dieser Form von Urbanears „Earclicks“ genannt, sitzen dabei sicher an ihrer Position. Im Lieferumfang sind – neben den bereits montierten – noch zwei Paar weitere Earclicks in anderen Größen; damit sollte der Kopfhörer bei jedem passen. Jedoch heißt passen nicht, dass die Ohren hermetisch versiegelt werden: Die Earclicks dringen nur ein kleines Stück in den Gehörgang ein und sind so angenehmer zu tragen als die „typischen“ In-Ears mit dem oft einhergehenden, unangenehmen Fremdkörpergefühl.
Der Urbanears Stadion arbeitet kabellos auf Basis von Bluetooth 4.0, das heute von allen gängigen Smartphones unterstützt wird. Das Koppeln erfolgte im Test ohne Schwierigkeiten (getestet an iOS und Android) und war innerhalb von Sekunden abgeschlossen.
Der integrierte Lithium-Ionen-Akku wird per Kabel (Micro-USB-B) geladen, wobei die Ladebuchse feuchtigkeitsgeschützt unter einer Silikonabdeckung im Kopfstück versteckt ist. Einer der wenigen Kritikpunkte: Das Ladekabel lässt sich nur umständlich stecken. Ich brauchte beim ersten Anlauf fünf Versuche und hatte Angst, etwas kaputt zu machen – bis es mir endlich gelang.
Der Vollständigkeit halber: Es handelt sich (nur) um einen Kopfhörer, nicht um einen eigenständigen Player mit internem Speicher – ein Zuspieler muss also immer in der Nähe sein.
Test des Urbanears Stadion beim Sport
Für den Test wurde der Urbanears Stadion in verschiedenen Sportsituationen getragen: auf dem Fahrrad, auf dem Laufband, beim Outdoor-Laufen und im Fitnessstudio.
Dabei konnte der Urbanears Stadion in jeder Situation überzeugen. Egal ob bei ruhigen Bewegungen oder unter extremeren Erschütterungen, wie beim Laufen oder HIIT, sitzt der Kopfhörer wie angegossen. Weder Spiralkabel noch Nackenteil wackeln oder drücken – der Kopfhörer ist nach Kurzem nicht mehr zu spüren. Die schlagenden (Stör-)Geräusche, die man von manch anderen Kopfhörern mit sich bewegenden Kabeln kennt, entfallen.
Außengeräusche werden durch das Design der Earclicks deutlich gedämpft, bleiben aber noch (abgeschwächt) vorhanden. Somit ist es problemlos möglich, beim Sport Musik, Radio oder Podcasts zu hören oder auf dem Laufband oder Ergometer einem Film zu folgen, selbst wenn im Fitnessstudio laute Musik läuft. Draußen sollte man verstärkt aufpassen, da man bspw. als Läufer sich nähernde Radfahrer nicht mehr hört.
Auch in der Bewegung lassen sich die Earclicks leicht aus dem Ohr nehmen, ohne den Haltebügel vom Ohr zu heben. Praktisch, wenn man schnell einmal ein paar Worte wechseln will oder glaubt, ein Geräusch gehört zu haben.
Beim Fahrradfahren kommt es ab 23-25 km/h zu deutlichem Rauschen durch den Fahrtwind; allerdings halte ich Kopfhörer beim Fahrradfahren ohnehin für ein hohes Risiko und würde daher explizit davon abraten!
In den Spiralkabeln ist übrigens ein Reflektor eingearbeitet, der dafür sorgen soll, dass Sportler abends besser zu sehen sind.
Der Urbanears Stadion ist nicht wasserfest, so dass Schwimmen mit ihm entfällt. Den norddeutschen Regen hat der Kopfhörer aber wiederholt problemlos überstanden!
Test des Urbanears Stadion im Alltag
Der Urbanears Stadion lässt sich natürlich nicht nur beim Sport nutzen, sondern ist auch ein willkommener Begleiter, um in der Bahn, im Bus oder auf der Couch der eigenen Musik zu lauschen, ohne andere zu stören. Für wirklich laute Umgebungen (z.B. Baustellen und Flugzeuge) ist der Kopfhörer allerdings nur eingeschränkt geeignet, da die Earbuds – wie erwähnt – nur halb geschlossen sind und die maximale Lautstärke nicht ausreicht, um solche Situationen zu übertönen. Positiv: Dafür besteht auch keine ernsthafte Gefahr fürs Hörschäden.
Die akustische Qualität ist überraschen gut; bei halbgeschlossenen In-Ears alles andere als typisch! Der Klang ist sauber und satt, mit ordentlichem Bass, aber auch klaren Höhen. Zwar bleibt der Urbanears Stadion im Vergleich klanglich etwas hinter dem Bose SoundSport Wireless zurück; doch ist der auch deutlich teurer und lässt sich nicht annähernd so angenehm tragen.
Die Steuerung des Urbanears Stadion erfolgt über drei Knöpfe am Nackenteil, über die Trackwechsel, Spulen, Anrufannahme und Lautstärkeanpassungen möglich sind. Beim Tragen befinden sich die Knöpfe also im Nacken – das Design lässt nicht unbedingt viele andere Plätze für gut zugängliche, physische Knöpfe. Dies erweist sich initial als etwa irritierend und auch gewöhnungsbedürftig, wenn man zur Lautstärkeanpassungen blind hinter dem Kopf hantieren muss. Die Form und Größe der Knöpfe erleichtert aber die Unterscheidung, so dass die Bedienung nach kurzer Zeit auch blind funktioniert.
Bei der Verwendung als Freisprecheinrichtung können beim Telefonieren die Hände frei bleiben (nach dem Annehmen des Anrufs). Die Gespräche haben eine hohe Sprachqualität, allerdings muss man als Stadion-Träger lauter als gewohnt sprechen. Nicht ideal, wenn man gerade im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist.
Eine Akkuladung soll laut Hersteller übrigens bis zu 7 Stunden halten. Während ich beim Sport nie an die Grenzen des Akkus gestoßen bin, habe ich dies auf Reisen durchaus geschafft: Nach etwas über 5 Stunden war Schluss. Der Unterschied zur Herstellerangabe ist mit der hohen verwendeten Lautstärke zu erklären (zudem scheint der Akkuverbrauch am iPhone höher als an Androids). Letzter Kritikpunkt: Der Akku-Ladezustand wird am iPhone nicht angezeigt.
Preise und Verfügbarkeit des Urbanears Stadion
Der Urbanears Stadion ist seit Q2/2017 auch in Deutschland in vier verschiedene Farben verfügbar: Trail (Blau), Rush (Rot), Black Belt (Schwarz) und Team (Weiß).
Erhältlich ist er direkt bei Urbanears zum UVP von 99 EUR und zu einem etwas besseren Straßenpreis im Internet.
Fazit
Der Urbanears Stadion ist ein hervorragender Bluetooth-Sportkopfhörer, für den es in dieser Preisklasse keine mir bekannte Konkurrenz gibt. Zugegeben: Das Design ist etwas eigenwillig und sorgt für einige irritierte Blicke, aber durch eben dieses Design kann sich der Stadion an jede Kopfform anpassen und auch intensive Trainingseinheiten begleiten.
Endlich stören keine baumelnden und sich verheddernde Kabel mehr beim Sport und die lange Akkulaufzeit reicht theoretisch sogar für einen Marathon. Klare Kaufempfehlung!
Disclaimer: Ich habe den Urbanears Stadion über einen Partner geschenkt bekommen. Den Testbericht habe ich aus eigenem Antrieb geschrieben und die kostenlose Bereitstellung hat das Ergebnis nicht beeinflusst.