Wofür eine Smart Scale
Tagsüber begleitet ein Fitnesstracker jeden Schritt und protokolliert jede Treppe akribisch, mittags wird die Energiebilanz mit MyFitnessPal überprüft, wobei jeder Happen festgehalten wird und abends wird das Training per GPS-Pulsuhr erfasst. Wearables und Fitness-Apps sind für viele Hobby-Sportler allgegenwärtig und zudem bei Abnehmwilligen hoch im Kurs.
Regelmäßiges Wiegen bietet für diese Gruppe ein zusätzliches Feedback über erreichte Ziele und schafft ein Bewusstsein für den körperlichen Zustand. Nicht neu ist die Erkenntnis, dass hierbei die Veränderung des Muskel- und Fettanteils wichtiger ist als das reine Gewicht.
Seit einigen Jahren bieten „smarte“ Körperwaagen daher schon die Möglichkeit, den eigenen Körperfettanteil zu überwachen. Um Tendenzen zu erkennen, war allerdings bisher das Führen von einem Journal notwendig. Dies empfand ich immer als unhandlich, und ohne das Übertragen der Werte in eine Grafik, waren Trends nicht intuitiv ableitbar.
Kein Wunder also, dass die Fitness-Industrie vor etwa drei Jahren nachlegte und moderne Waagen in den Markt pumpte, die mehr beherrschten als nur das Körpergewicht anzuzeigen. Nach dem Trend zur Körperfett-und Muskelmassen-Analyse kamen nun vernetzte Waagen, die ihre Messungen direkt für Apps und Auswertungsportale bereitstellen und dabei noch genauer arbeiten, als Analysewaagen vor ein paar Jahren.
Nun dringt Garmin, nach seinen Erfolgen bei Wearables, mit der Index Smart Scale auch in das Segment der intelligenten Waagen vor. Grund genug, den Newcomer gegen den bisherigen Favoriten antreten zu lassen.
Test: Withings WS-50 Smart Body Analyzer
Vor der Markteinführung der Garmin Index Körperwaage war der Withings Smart Body Analyzer bei allen ernstzunehmenden Vergleichen jedes Mal als Testsieger hervorgegangen. Grund genug, sich erst einmal den Platzhirsch anzugucken, den es bereits seit 2013 gibt, bevor es an den Herausforderer von Garmin geht.
Einrichtung
Die Withings überzeugt bei der Einrichtung sofort. Die vier AAA-Batterien einlegen, einschalten und den Anweisungen folgen. Intuitiv und ohne Gebrauchsanleitung war die Waage binnen einer Minute ins WLAN eingebunden und konfiguriert.
Messwerte und Genauigkeit
Die WS-50 wiegt Nutzer bis 180 kg, in 100 gr Schritten mittels vier Gewichtssensoren. Mittels „Position Control“ gibt die Waage dabei Feedback, ob der Nutzer richtig steht, um Messfehler zu vermeiden. Bei meiner Mess-Serie über vier Wochen mit zwei analogen Referenzwaagen traten Abweichungen von bis zu 200 gr auf (meistens stimmten die Werte aber bis auf 100 gr); das sollte für die meisten Nutzer ausreichend sein. Die Ergebnisse werden in den Body Mass Index (BMI) umgerechnet, wobei die Waage eine Einordnung in Athleten-Modus und Nicht-Athleten-Modus kennt. Für Kraftsportler ist dies auch sinnvoll.
Insgesamt können acht Profile angelegt werden. Im Test wurden fünf Personen automatisch problemlos und wiederholt erkannt; waren aber auch vom Körperbau gut zu unterscheiden.
Die Ermittlung des Körperfettanteils in Prozent wird durch Bioelektrische Impedanz-Analyse (also Widerstandmessung von Fuß zu Fuß) vorgenommen. Dieser zeigte jedoch kaum Schwankungen, trotz Gewichtsabnahme im Test. Laut Körperfettzange hätte aber eine stärkere Messwert-Änderung aufgetreten müssen.
Die beim Wiegen durchgeführte Herzfrequenzmessung war gut und liefert ähnliche Werte wie der Brustgurt, den ich zum Vergleich heranzog. Damit komme ich auch direkt zum Problem: Wer einen aktuellen Fitnesstracker oder einen Pulsuhr verwendet, der braucht eine morgendliche Herzfrequenzmessung nicht.
Die Messung der Temperatur durch die Waage über den Tag konnte mich nicht überraschen, mein Schlafzimmer halte ich kühl und damit fallen Schwankungen aus.
Als Besonderheit liefert die Withings WS-50 den CO2-Anteil im Raum. Der angegebene Messwert war – mangels alternativer Messverfahren – für mich nicht zu überprüfen, zeigte aber eine ausreichende Frischluftversorgung. Aus meiner Sicht bleibt der Mehrwert fraglich, wenn ein Schlafzimmer eine adäquate Größe hat und nicht hermetisch versiegelt wird.
Leider bietet die Withings WS-50 weder Muskel-, Wasser- oder Knochenanteil. Schade, denn viele andere Modelle bieten dies an und messen/errechnen dabei auch realistische Werte. Dafür hätte ich gerne auf den Wetterbericht verzichtet, der mir nach dem Wiegen präsentiert wurde.
Das große Display ist übrigens ausgezeichnet beleuchtet und gut aus allen Winkeln ablesbar.
Preis
Aktuell liegt der Preis bei etwa 129€; Markteinführungspreis waren 149,95€.
Test: Garmin Index Smart Scale
Im Bereich der Wearables hat sich Garmin mit seinen Fitnesstrackern und Pulsuhren erfolgreich etabliert. Waagen von Drittanbietern wurden bereits in der Vergangenheit unterstützt. Mal schauen, wie sich nun die eigene Waage schlägt.
Einrichtung
An einem Schalter auf der Rückseite musste ich die Waage schnell auf „Kilogramm“ umstellen. Dann mussten noch die vier AA-Batterien rein, mittels Knopf auf der Rückseite das Pairing aktiviert werden und schon konnte die Waage mittels der Garmin Connect App eingerichtet werden. Nach etwa zwei Minuten war sie einsatzbereit.
Messwerte und Genauigkeit
Bei der Gewichtsmessung unterscheidet sich die Garmin Index augenscheinlich kaum von der Withings WS-50.
Die Garmin Index wiegt Nutzer bis 181,4 kg, in 100 gr Schritten ebenfalls mittels vier Gewichtssensoren. Bei der vorgenommenen Mess-Serie über vier Wochen mit den oben schon erwähnten zwei analogen Referenzwaagen traten Abweichungen von bis zu 100 gr auf; das ist ein Tick besser als bei der WS-50 und recht zufriedenstellend. Die Ergebnisse lassen sich natürlich ebenfalls in den Body Mass Index umrechnen.
Insgesamt können 16 Personen angelegt werden, die alle ein Garmin Connect Profil brauchen, der nach eine Einladung verknüpft wird. Wer – außer einer Sportmannschaft – aber so viele Accounts an einer Waage braucht… das weiß ich nun auch nicht. Erneut wurden im Test alle fünf Personen problemlos und wiederholt erkannt.
Auch die Garmin Index verwendet das Bioimpedanz-Verfahren zur Körperfettanteilberechnung. Allerdings schlägt sie sich hierbei besser als die Withings WS-50; die Gewichtsabnahme im Testverlauf spiegelte sich in sinkenden Messwerten beim Körperfett wieder. Die Mess-Ergebnisse deckten sich zudem mit zwei Referenzmessungen beim Sportmediziner bis auf eine Abweichung von weniger als 0,2 Prozent.
Die Garmin Index verzichtet auf Herzfrequenzmessung, CO2 und Temperatur. Stattdessen werden Muskel-, Wasser- und Knochenanteil bereitgestellt, wobei die Messwerte plausibel sind. Das ist gefällt mir besser als bei der WS-50.
Das Display ist ebenfalls sehr groß, jedoch einen Tick schlechter ablesbar (insbesondere die Icons am unteren Bildschirmrand).
Preis
Aktuell liegt der Preis bei etwa 165€; seit der Markteinführung mit einem Preis von 169€ hat sich noch nicht viel getan.
Direkter Vergleich und Fazit
Beide Waagen schlugen sich ausgezeichnet im Test. Ich war angenehm überrascht. Sie ließen sich schnell und intuitiv einrichten, dank der jeweils beigelegten Teppichfüßchen auch im Schlafzimmer verwenden und die notwendigen Batterien waren vom Hersteller spendiert worden.
In Kombination mit den Webportalen/aufwertenden Apps der Hersteller oder einem Meta-Portal wie MyFitnessPal bieten beide Smart-Waage eine erweiterte Einsicht in die aktuelle körperliche Verfassung und die derzeitigen Veränderungen. Ernährungstipps und Warnungen vor Mangelernährung sind nur zwei der zahlreichen Unterstützungen, die in diesem Zusammenhang genannt werden können.
Beide Waagen erkennen selbstständig unterschiedliche Personen anhand von Profilen, zeigen Trends in der Gewichts- sowie Körperfettänderungen und errechnen direkt den BMI.
Die Withings WS-50 Körperfettwaage ist preislich reizvoll und falsch macht man definitiv nichts! Ob eine CO2-Erfassung sinnvoll ist, darüber lässt sich streiten, auch da die Waage dann permanent ins Schlafzimmer müsste (für mich gehört eine Waage ins Bad). Bei dem Preis würde ich trotzdem noch weitere Messdaten, wie den Muskelanteil erwarten.
Schlussendlich gewinnt trotzdem die Garmin Index Smart Scale mit einem hauchdünnen Vorsprung vor der Withings WS-50, da die Messungen genauer und die zusätzlichen Messdaten für mich sinnvoller waren. Insbesondere diejenigen, die mit Sport abnehmen wollen, können so ihren Körper im Auge behalten und darauf achten, dass der Muskelanteil nicht zu sehr unter den Bestrebungen leidet und auch wirklich Fett verbrannt und nicht nur Muskelmasse abgebaut wird.
4 Kommentare
Hi,
Schöner Vergleichstest.
Für mich war aber bei der Auswahl noch die Konnektivität zu anderen Plattformen wichtig.
Garmin ist in der Hinsicht leider sehr abgeschlossen – bei Withings kann ich diverse andere Dienste connecten.
Gruß,
Michael
Danke für den Hinweis, das arbeite ich noch mal ein.
[…] Getestet hatte ich die Withings WS-50 auch schon, wobei die deutlich teurere Garmin Index hauchdünn vorbeiziehen konnte. Bei dem aktuellen Kampfpreis (denn so günstig gab es die smarte Waage noch nie) würde ich sagen: Vorsprung für die document.write('');Withings Smart Body Analyzer WS-50! […]
Leider stimmen die Werte der Garmin Waage nicht. Bei mir werden 5.1 kg Knochengewicht angezeigt. Trotz mehrmaliger Reklamation bei Garmin verstehen die überhaupt nicht, dass dieser Wert völlig falsch ist. Vermutlich rechnet Garmin den Pfundbeteich falsch um, da der Wert in etwa doppelt so hoch liegt als mein tatsächliches Knochengewicht. Vor der Garmin hatten wir eine Tanita BC 1000 mit den Garmin Forerunner 610 im Einsatz. Dieser Waage trauern wir nun bereits ein Jahr nach. Nur, wir wollen alle Daten im Garmin Connect verwalten, was Tanita in Kombination mit den neuen Forerunner 235 nicht mehr konnte.
Die Waage von Garmon würden wir nicht mehr kaufen, weil sie die Knochenmasse falsch anzeigt, sehr oft falsches Gewicht anzeigt, lediglich einen Messwert pro Tag an Connect sendet, bzw. alle vorherigen Messwerte desselben Tages löscht. Für Garkin ist das Produkt nicht wichtig, vermutloch OEM, dementsprechend lausig ist der Support. Updates werden zwar sporadisch geliefert, allerdings erfährt man nicht, ob und wann ein solcher installiert wurde.