Da kommt das nächste Wearable auf den Markt, von dem ich mich frage, ob wir es wirklich brauchen. 😆 Aber da es bei meinen Freunden in Übersee gerade DER RENNER ist und ich nun die ersten Exemplare in Hamburg gesehen habe, will ich es euch nicht vorenthalten. Es handelt sich um die „Snapchat Spectacles“, quasi eine Sonnenbrille mit eingebauten Videokameras. Klingt nicht ganz neu, aber die Idee scheint nun endlich massentauglich.
Aber es gibt eine Besonderheit: Die Brille erlaubt nur „Videoschnipsel“, die dann auf Snapchat online gestellt werden können, sobald die Brille in die Nähe des Smartphones kommt und sich wieder mit der entsprechenden App synchronisiert.
Wer – wie ich – nicht in diesem Jahrtausend geboren wurde, der fragt sich vielleicht, was Snapchat überhaupt ist. Nun, Snapchat ist die unheilige Kreuzung aus einem Messenger und einem sozialem Netzwerk und hat in den USA bereits Twitter den Rang abgelaufen. Doch in einigen Punkten setzt es sich von seinen Mitbewerbern ab:
- Es können Bilder und Videos versendet werden
- Der Empfänger kann die Inhalte maximal 24 Stunden lang abrufen oder für 10 Sekunden angucken, danach werden sie gelöscht
- Das Snapchat-Logo symbolisiert dies mit einem Geist, da Nachrichten wie von Geisterhand wieder verschwinden
- Durch das automatische Löschen hat Snapchat bei „sehr privaten“ Nachrichten eine hohe Popularität erreicht – Stichwort: Sexting
- Snapchat kann Screenshots der Inhalte zwar nicht verhindern, informiert aber den Absender darüber
- Snapchat kann nur auf einem mobilen Endgerät verwenden, wie dies auch bei Instagram der Fall ist
- Videos können maximal 10 Sekunden lang sein
- Das Publikum ist überdurchschnittlich jung (>50% sind <25 Jahre) und überwiegend weiblich (>60%)
- Durch das Veröffentlichen seiner ID (einem individualisierten Geister-Logo) kann man sich abonnieren lassen
Rund um Snapchat hat sich inzwischen eine eigenes Ökosystem gebildet und zahlreiche Firmen, junge Influencer und sogar Städte (beispielsweise New York) nutzen dieses schnellwachsende Netzwerk.
Die Spectacles, die Snapchat nun vor kurzem den über 150 Millionen täglichen Benutzer vorgestellt hat, begeistert in Amerika nun vor allem die jungen Massen und entwickelt einen wahren Hype – im Gegensatz zur gefloppten Datenbrille Google Glas. Um der Kritik der „heimlicher Überwachung“ zu entgehen, leuchtet ein LED-Ring während der Aufzeichnung. Trotzdem gelingen Aufnahmen mit der Spectacles unauffälliger als mit einer Kamera oder einem Smartphone; zudem ist sie immer griffbereit und stets auf das nächste Motiv gerichtet. Sicherlich einer der Gründe für den Erfolg!
Ansonsten sind die technischen Spezifikationen gar nicht so beeindruckend. Die Auflösung reicht nicht annähernd an aktuelle Smartphone-Kameras heran. Per Druck auf den Auslöser am jeweiligen Bügelgelenk zeichnet eine der beiden 115°-Weitwinkel-Kamera (ja es sind zwei) für 10 Sekunden auf, durch wiederholtes Drücken kann die Aufnahme auf bis zu 30 Sekunden verlängert werden. Der Akku erlaubt ca. 100 Videos à 10 Sekunden, wobei das Etui als Ladestation dient, welche die Brille viermal unterwegs laden kann.
Immerhin unterscheidet sie sich vom Gewicht nicht von einer handelsüblichen Sonnenbrille. In den drei Farben Schwarz, Türkis und Koralle wirkt sie poppig und hip aber keinesfalls schick. Sowohl Android (Übertragung via WLAN) als auch iOS (via Bluetooth) werden unterstützt.
Für $129 werden die Spectacles in den USA verkauft, wobei die Stückzahl aktuell noch stark begrenzt ist. Erwerben kann man sie nur an sogenannten Bots, Verkaufsautomaten, die vom Aussehen an Minions erinnern und die ihre Position ständig ändern. Diese künstliche Verknappung hat dazu geführt, dass die Snapchat Spectacles anfangs für $800 gehandelt wurden und auch jetzt sind sie bei uns nur selten unter 300€ zu erhalten ().
Ich bin gespannt, wann ich die ersten Laufvideos in meiner Timeline sehe, die mit den Spectacles aufgenommen wurden.
Quelle: Snapchat via https://www.spectacles.com