Am 7. Mai 2017 ist es wieder soweit: Um 13 Uhr erklingt im Münchner Olympiapark erneut der Startschuss für den Wings for Life World Run, einem Charity-Lauf bei dem alleine in Deutschland tausende Läufer starten. Zeitgleich starten aber auch die anderen Teilnehmer der internationalen Wings for Life Worlds Run in zahlreichen Städten auf fünf Kontinenten, deren gemeinsames Ziel es ist, für diejenigen zu laufen, die es selbst nicht können. Denn alle Startgelder fließen zu 100 Prozent in die Wings for Life Stiftung, deren Ziel es ist, eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden.
Doch nicht nur das philanthropische Ziel macht diesen Lauf so besonders, sondern auch dass es keine vorgegebene Distanz für den Lauf gibt. Stattdessen wird an jedem Austragungsort eine Strecke von 100 km vorbereitet, die jeder Teilnehmer – unabhängig ob Hobbyläufer oder Profi – entsprechend seiner Fähigkeiten absolviert. 30 Minuten nachdem die Läufer die Startlinie passiert haben, startet ein Auto, das als „Catcher Car“ bezeichnet wird, seine Verfolgungsjagd. Dieses folgt der Strecke und den Läufern vor ihm. Das Catcher Car beginnt mit 15 km/h und beschleunigt nach einem festen Plan in kleinen Schritten. Wird ein Läufer von ihm überholt, ist für diesen das Rennen geschafft; wobei das Ziel natürlich ist, möglichst weit zu laufen, bevor man eingeholt wird. Für den Rückweg steht ein Bus-Shuttleservice zur Verfügung, der ausgeschiedene Teilnehmer zurück zum Startbereich bringt.
Fakt 1: Bereits zum dritten Mal ist München der deutsche Austragungsort des Wings for Life World Run. Der erste Wings for Life World Run fand jedoch schon am 4. Mai 2014 an 34 Orten auf der Erde statt. Gegründet wurde die Wings for Life Stiftung bereits 2004 vom zweifachen Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner und Dietrich Mateschitz, dem Gründer von Red Bull.
Die Läuferin und der Läufer, die die längste Distanz an einem Veranstaltungsort absolvieren, sind die lokalen Wings-for-Life-World-Run-Sieger und erhalten einen freien Startplatz am Ort ihrer Wahl im Folgejahr. Die Läuferin und der Läufer, die international die längste Strecke ablegen, tragen den Titel des globalen Wings for Life World Run Champions und erhalten zudem eine Weltreise.
Dieses Jahr gucke ich aber nicht gespannt nach München, sondern nach Mailand. Denn zeitgleich starten dort (um 12:00 MESZ) gleich vier Weltklasse-Läufer: Italiens dreimaliger 100-km-Weltmeister und Wings for Life Global Champion Giorgio Calcaterra wird von Bartosz Olszewski aus Polen, Francisco Morales aus Chile und Florian Neuschwander aus Deutschland herausgefordert. Es verspricht spannend zu werden, denn alle Herausforderer sind bereits nationale Wings for Life World Run Champions. Aber können sie es auch mit dem Vorjahressieger Giorgio Calcaterra, der kurvenreichen Strecke und der Hitze aufnehmen – im Rennen gegen das Catcher Car?
Fakt 2: Natürlich unterscheiden sich die Austragungsorte von den äußeren Bedingungen und der Streckbeschaffenheit mitunter deutlich. Damit es fair zugeht und um die verschiedenen Veranstaltungsorten vergleichbar zu machen, werden die Catcher Cars mit Unterstützung von GPS genau gesteuert. Hierfür laufen alle Informationen im Leitstand in Spielberg in Österreich zusammen.
Einfach wird es nicht, denn Giorgio Calcaterra schaffte es 2016 als erster Wings for Life World Run Teilnehmern, die magische 80-km-Marke zu durchbrechen. Beeindruckende 88,44 km konnte er zurücklegen, bevor er als letzter von Zehntausenden vom Catcher Car eingeholt wurde. Damit übertraf er den alten Rekord deutlich, der mit 79,90 km vom zweimaligen Wings for Life World Run Global Champion Lemawork Ketema aufgestellt worden war.
Mein persönlicher Favorit, Florian Neuschwander, will die vierte Ausgabe des weltweiten Charity-Laufs ebenfalls gewinnen. Bereits zwei nationale Wings for Life World Run Titel konnte er sich in der Vergangenheit sichern, wobei seine Bestleistung bei dieser Laufserie bisher bei 74,56 km lag. Allerdings begegnet er dem Lauf auch mit dem nötigen Respekt: „Ultradistanzen sind kein Zuckerschlecken. Wenn das Wetter schlecht ist und du eine hügelige Strecke läufst, ist es so gut wie unmöglich, die 80km zu knacken.“ Zusätzlich hat er für 2017 wieder ein ehrgeiziges Ziel: „Zusammen mit meinem Team will ich so viele Kilometer auf die Straße bringen, dass wir es einmal um die Welt, also 40.000 km, schaffen.“
Natürlich würde ich mich freuen, wenn möglichst vielen von Euch ebenfalls die Laufschuhe für diesen außergewöhnlichen Charity-Lauf schnüren. Wenn Ihr dieses Jahr dabei sein wollt, dann solltet Ihr Euch schnell unter www.wingsforlifeworldrun.com anmelden. Denn noch beträgt die Startgebühr dank Frühbucherrabatt nur 43 EUR; doch bereits ab dem 1. April steigt sie auf 49 EUR. Wie erwähnt, fließen alle Startgelder zu 100 Prozent in die Rückenmarksforschung.
Fakt 3: 2016 war ein Wings for Life World Run der Superlative
- Female Global Champion: Kaori Yoshida, 65,7 km, Japan
- Male Global Champion: Giorgio Calcaterra, 88,4 km, Italien
- Summe die in die Wings for Life Stiftung floßen: 6,6 Millionen Euro (Startgelder und Spendengelder)
- Absolvierte Kilometer: 1.255.000 km
- Weltweite Anmeldungen: 130.732
Wer übrigens auf eine persönliche Bestzeit aus ist, der sollte überlegen, bei den Wings for Life World Runs in Asien oder Australien zu starten. Denn neben dem flachem Terrain profitieren Teilnehmer dort auch von dem nächtlichen Start und den damit verbundenen gemäßigten Temperaturen! Kaori Yoshida konnte so in 2016 den beeindruckenden Rekord von 65,71 km in Takashima in Japan laufen. Für 2017 startet sie im Sonnenuntergang im taiwanesischen Tainan.