Deine Nase ist gerade das Einzige was läuft? Nicht nur in den Beinen juckt es dich sondern auch in den Augen? In deinem Schuhschrank ist der Platz für Laufschuhe knapp, aber der Sauerstoff ist gerade noch knapper?
Immerhin nehmen es viele Allergiker mit Humor, wenn sie mir ihr Leid klagen. Denn sobald im Frühjahr die Natur ihren Feldzug mit Pollenangriffen beginnt, müssen rund 15% der Läufer ihr Training draußen unterbrechen. Das heißt aber nicht, dass man als Allergiker im Frühling gar nicht mehr in die Laufschuhe kommt. Oftmals reichen einige Anpassungen im Alltag aus, um wieder dem schönsten Sport nachgehen zu können.
Geschickte Zeitpunkte wählen
Nicht alle Tage sind für Allergiker gleich schlimm. Abhängig vom Wetter und der Jahreszeit schwanken die Pollenbelastungen drastisch. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über die acht wichtigsten Pollen, die in Deutschland allergischen Reaktionen verursachen (Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia). Stündlich aktualisiert – und mit einer Prognose für die kommenden zwei Tage – werden die in der Luft zu erwarteten Pollenkonzentrationen dargestellt.
Ansonsten erweist sich Regen als Segen – zumindest für Allergiker. Denn ein kräftiger Schauer nimmt auf seinem Weg nach unten die Pollen mit und „wascht“ so die Luft. Allerdings sollte man nicht direkt bei den ersten Tropfen starten… denn zu Beginn drückt der Regen erst die Pollen aus den oberen Luftschichten herunter. Rund 30 Minuten Regen gilt es abzuwarten, dann ist die Pollenbelastung stark reduziert. Am besten startet man direkt nach dem Regen.
Allergologen aufsuchen
„Medikamente helfen mir eh nicht!“, habe ich häufig gehört, wenn ich fragte, ob es keine pharmakologische Hilfe gibt. „Dann bin ich ständig müde…“, wurde mir fast genauso häufig genannt. Sicherlich helfen Medikamente nicht jedem und mitunter lassen sich die Symptome nur signifikant abschwächen, aber nicht komplett beseitigen. Trotzdem: Allergiepräparate sind in den letzten Jahren deutlich besser und verträglicher geworden. Wessen letzte Beratung also schon ein Weilchen her ist, der sollte einmal wieder zum Allergologen gehen und sich von diesem beraten und unterstützen lassen.
Bei allergischem Schnupfen helfen Nasentropfen oder -sprays und bei allergischer Bindehautentzündung helfen Augentropfen jeweils mit Cromoglicinsäure (Cromoglykat), die allerdings schon zwei Wochen vor Auftreten der Pollen genommen werden sollten und wärend des Aufkommens nicht abgesetzt werden dürfen. Die Cromoglicinsäure beeinflusst die Überreaktion der Immunzellen und arbeitet der Produktion von Histamin und anderen Entzündungsstoffen entgegen, die für das Auftreten von Allergien eine Schlüsselrolle spielen.
Helfen die Präparate mit Cromoglizinsäure nicht, bieten die Wirkstoffe Cetirizin und Loratadin eine Alternative, die als Botenstoff-Blockade für Histamin fungieren und so verhindern, dass das körpereigene Histamin seine Information an den Körper weiterleiten kann. Dies minimiert die allergischen Körperreaktionen.
Auf keinen Fall sollten Medikamente „einfach so“ gekauft werden; auch da diese Nebenwirkungen (z.B. Müdigkeit) haben können. Nehmt euch die Zeit für ein ausgiebiges Gespräch mit dem Arzt oder wenigstens einer Beratung in der Apotheke.
Fürs kommende Jahr könnt ihr über eine Hyposensibilisierung nachdenken. Dabei wird der Körper im Vorfeld gezielt mit den Substanzen in Kontakt gebracht, die die Überreaktion auslösen. Dies kann helfen, dem Körper die aggressive Abwehrreaktion abzutrainieren.
Bioresonanzverfahren und ähnliche Therapieformen, die mittels elektromagnetischen Schwingungen versuchen, krankheitsinduzierende Informationen aus dem Körper zu löschen, lassen sich bis heute mit keiner Studie belegen. Lediglich eine Placebo-Wirkung tritt auf. Bitte wendet euch daher an einen „echten Arzt“, wenn ihr Beschwerden habt.
Alternativen nutzen
Wenn die Pollenbelastung draußen zu hoch ist, dann müsst ihr noch lange nicht auf Sport verzichten. Schwimmen, Kraftsport, HIT oder Aquajogging bieten Ergänzungen zum Laufprogramm und bringen euch euren Laufzielen nährer. Außerdem bleibt im Notfall noch das Laufband, auch wenn das nicht jedermanns Sache ist.
Auf den Körper hören
Läufer sollten generell verstärkt auf die Warnzeichen ihres Körpers achten. Aber für Allergiker gilt dies noch in einem höheren Maß! Wenn ihr merkt, dass ihr nicht mehr gut atmen könnt, wenn sich Kurzatmigkeit oder Hyperventilation einstellt, dann solltet ihr die Einheit sofort abbrechen. Niemand gewinnt, wenn ihr bei einem Lauf kollabiert. Außerdem wäre der Trainingseffekt einer Einheit, bei der ihr nicht effektiv Luft bekommt, auch zu vernachlässigen
Wenn ihr in solchen Situationen aufs Laufen verzichtet, entgeht ihr zudem einem erhöhten Infektionsrisiko, denn die gereizten Schleimhäute sind in dieser Zeit viel anfälliger für Krankheitserreger.
Den Mut nicht verlieren
Wer gerade – gezwungenermaßen – pausieren muss, der sollte den Kopf nicht hängen lassen. Denn, auch wenn es gerade frustrierend ist, die Allergiezeit ist zeitlich begrenzt. Nutzt die Möglichkeit zur Regeneration und für Indoor-Sportarten. Wenn die Pollenbelastung es erlaubt, dann versucht gerade diese Tage für Läufe zu nutzen.